Was ist Wahrheit? Was ist Wirklichkeit? Wie wurden wir, wer wir sind? Ferdinand von Schirach beschreibt in seinem dritten Erzählungsband »Strafe« zwölf Schicksale. Wie schon in »Verbrechen« und »Schuld« zeigt er, wie schwer es ist, einem Menschen gerecht zu werden und wie voreilig unsere Begriffe von »gut» und »böse« oft sind. Ferdinand von Schirach verurteilt nie. In ruhiger, distanzierter Gelassenheit und zugleich voller Empathie erzählt er von Einsamkeit und Fremdheit, von dem Streben nach Glück und dem Scheitern. Seine Geschichten sind Erzählungen über uns selbst.
{Klappentext}
Key Facts:
- Autor: Ferdinand von Schirach
- Format: Taschenbuch
- Seitenzahl: 192 Seiten
- Verlag: btb Buchverlag
- Erschienen: Oktober 2019
- ISBN-Nr: 978-3442718931
- Preis: ca. € 11,00 [D] – Buchpreis
12 Geschichten, 12 Persönlichkeiten und 12 Taten. Am Ende ist nichts, wie es scheint. Wann ist man strafbar? Wann ist eine Tat gerechtfertigt? Und wann ist derjenige, der Schuld trägt, auch wirklich dafür verantwortlich? Schirach schreibt in diesem Buch über 12 sehr unterschiedliche Fälle und führt den Leser am Ende an die Frage heran: war der Angeklagte wirklich schuldig? Hätte ich genau so gehandelt?
In diesem Kurzgeschichtenband lesen wir unter anderem die Geschichte einer Frau, die für die Ermordung ihres Sohnes ins Gefängnis gegangen ist. Als sie entlassen wird, steht niemand vor den Pforten der Anlage, der sie abholt. Zu Hause angekommen, sitzt ihr Lebensgefährt wie immer auf dem Sofa und schaut fern. Er interessiert sich nicht wirklich für sie. Da begreift sie, dass er sie nie geliebt hat und sie überredete, die Schuld für die Tat auf sich zu nehmen, damit er davon kommt. Als sich kurze Zeit später die Chance auftut, ihm beim Werkel auf dem Balkon einen Schubs zu geben, zögert sie nicht lang. Ihr Partner stürzt und stirbt sofort nach dem Aufprall. Niemand wird für diese Tat angeklagt, da alles wie ein Unfall aussah. Ist diese Tat gerechtfertigt? Ihre Schuld im Gefängnis hat sie ja im Vorfeld schon für eine nicht von ihr begonnen Tat abgesessen. Ein äußerst interessantes Gedankenexperiment.
Stärken des Buchs:
Schirach schreibt in extrem kurzen Sätzen, die einen sofort in das Geschehen springen lassen. Dadurch werden keine Emotionen von ihm weitergegeben, sondern man fängt an und lässt seine eigenen Gefühle bestimmen. Äußerst großartig, da man so Recht und Unrecht nicht mehr auseinander halten kann.
Schwächen des Buchs:
Es ist zu kurz! Ich hätte so gern viel mehr von ihm gelesen. Dieses Buch kann man so wegatmen. Innerhalb von ein paar Stunden war ich durch und hätte gern noch 1000 weitere Stories verschlungen. Ich hoffe, da folgen noch viele weitere Bücher!
Die ersten drei Dinge, die ich nach dem Lesen getan habe:
- Mit meinem BuchClub darüber gesprochen
- Nachgeschaut, ob Schirach noch weitere Bücher rausgebracht hat, die ich noch nicht kenne
- Interviews mit Schirach angeschaut
Mein Fazit zu dem Buch:
Faszinierend, wie Ferdinand von Schirach es immer wieder schafft, obwohl die unterschiedlichen Erzählungen nur ein Kapitel lang sind, einen hinters Licht zu führen und einen teilweise sprachlos zurückzulassen. Ein Top Buch – auch für diejenigen, die nicht viel lesen, da die Kapitel kurz und abgeschlossen sind.
Sternchenbewertung:
★★★★★
Das Buch bekommt von uns 5 von 5 Sterne.
Weitere Bücher von Schirach auf Weekly-Books, die sich lohnen:
Verbrechen
Der Fall Collini