Roman Wahre Begebenheit

Verbrechen

Ein Buch von Ferdinand von Schirach

Ferdinand von Schirach hat es in seinem Beruf alltäglich mit Menschen zu tun, die Extremes getan oder erlebt haben. Das Ungeheuerliche ist bei ihm der Normalfall. Er vertritt Unschuldige, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten, ebenso wie Schwerstkriminelle. Deren Geschichten erzählt er – lakonisch wie ein Raymond Carver und gerade deswegen mit unfassbarer Wucht.


Keyfacts:

  • Autor: Ferdinand von Schirach
  • Format: 12,1 x 18,8 cm
  • Seitenzahl: 208 Seiten
  • Verlag: Piper Taschenbuch
  • Erschienen: Oktober 2010
  • ISBN-Nr: 978-3492259668
  • Preis: € 10,00 [D] (Preis kann je nach Shop abweichen)
  • Amazon Link: https://amzn.to/2k9Maz5

Leseprobe:

Friedhelm Fähner war sein Leben lang praktischer Arzt in Rottweil gewesen, 2800 Krankenscheine pro Jahr, Praxis an der Hauptstraße, Vorsitzender des Kulturkreises Ägypten, Mitglied im Lionsclub, keine Straftaten, nicht einmal Ordnungswidrigkeiten. Neben seinem Haus besaß er zwei Mietshäuser, einen drei Jahre alten Mercedes E-Klasse mit Lederausstattung und Klimaautomatik, etwa 750000 Euro in Aktien und Obligationen und eine Kapitallebensversicherung. Fähner hatte keine Kinder. Seine einzige noch lebende Verwandte war seine sechs Jahre jüngere Schwester, die mit ihrem Mann und zwei Kindern in Stuttgart lebte. Über Fähners Leben hätte es eigentlich nichts zu erzählen gegeben. Bis auf die Sache mit Ingrid. Mit 24 Jahren hatte Fähner Ingrid auf dem sechzigsten Geburtstag seines Vaters kennengelernt. Auch sein Vater war Arzt in Rottweil gewesen.
Rottweil ist eine durch und durch bürgerliche Stadt. Jedem Fremden wird ungefragt erklärt, die Stadt sei von den Staufern gegründet und die älteste in Baden-Württemberg. Tatsächlich trifft man hier auf mittelalterliche Erker und hübsche Stechschilder aus dem 16.Jahrhundert. Die Fähners waren schon immer hier. Sie gehörten zu den sogenannten ersten Familien der Stadt, waren anerkannte Ärzte, Richter und Apotheker. Friedhelm Fähner ähnelte dem jungen John F. Kennedy. Er hatte ein freundliches Gesicht, man hielt ihn für einen sorglosen Menschen, die Dinge glückten ihm. Nur wenn man genauer hinsah, fiel etwas Trauriges, etwas Altes und Dunkles in seinen Zügen auf, wie man es nicht selten in dieser Gegend zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb sieht.

Stärken des Buchs:

In „Verbrechen“ berichtet Ferdinand von Schirach von einigen seiner spektakulärsten Fälle. Alle Geschichten sind unterhaltsam verfasst worden, einige regen durchaus zum kritischen Nachdenken an – frei nach dem Motto: „Wie hättest Du gehandelt?“. Dank seiner Kurzen-Satz-Stilistik ist man direkt mitten in der Geschichte drin. Die kurzweilige Erzählweise sorgt dafür, dass man das Buch so schnell nicht mehr aus der Hand legen möchte.

Schwächen des Buchs:

Die einzelnen Stories sind teilweise sehr kurz (manchmal nur 10 Seiten). Schirach beschränkt sich bei den Geschichten nur auf das Wesentliche, manchmal hätte ich mir aber ein paar ausführlichere Darstellungen gewünscht. Das ist aber jammern auf hohem Niveau und ringt den Geschichten nichts ab.


Die ersten drei Dinge, die ich nach dem Lesen getan habe:


Mein Fazit zu dem Buch:

Dieses Buch hat mich mehr abgeholt, als das zuvor gelesene „Kaffe und Zigaretten“ Schirachs. Ich muss sagen, Schirach hat mich überzeugt. Ich bin eigentlich kein Fan von Thrillern oder Krimis, aber diese kurzen Geschichten, die auf mehr oder weniger wahren Begebenheiten beruhen, regen am Ende stark zum Denken an. Genau mein Ding.


Sternchenbewertung:

★★★★☆

Das Buch bekommt von mir 4 von 5 Sternen. Ich hätte mir gerne mehr Geschichten gewünscht, das Buch war echt schnell beendet und die Geschichten teilweise sehr kurz. Dennoch bin ich total in seinen Schreibstil verliebt und kann gar nicht genug davon bekommen. Auch hier eine ganz klare Leseempfehlung.


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