Fachbuch Feminismus

Wenn Männer mir die Welt erklären

Ein Buch von Rebecca Solnit

Ein Mann, der mit seinem Wissen prahlt, in der Annahme, dass seine Gesprächspartnerin ohnehin keine Ahnung hat – jede Frau hat diese Situation schon einmal erlebt. Rebecca Solnit untersucht die Mechanismen von Sexismus. Sie deckt Missstände auf, die meist gar nicht als solche erkannt werden, weil Übergriffe auf Frauen akzeptiert sind, als normal gelten. Sie schreibt über die Kernfamilie als Institution genauso wie über Gewalt gegen Frauen, französische Sex-Skandale, Virginia Woolf oder postkoloniale Machtverhältnisse. Leidenschaftlich, präzise und mit einem radikal neuen Blick zeigt Rebecca Solnit auf, was längst noch nicht selbstverständlich ist: Für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern gilt es, die Stimme zu erheben. 


Keyfacts:

  • Autor: Rebecca Solnit
  • Format: Taschenbuch
  • Seitenzahl: 176 Seiten
  • Verlag: btb Verlag
  • Erschienen: Januar 2017
  • ISBN-Nr: 978-3442714391
  • Preis: € 10,00 [D] (Preis kann je nach Shop abweichen)
  • Amazon Link: https://amzn.to/2SGRXt7

Leseprobe:

Er ließ uns warten, während die anderen Gäste nach und nach in die Sommernacht verschwanden, dann bat er uns, an seinem authentisch gemaserten Holztisch Platz zu nehmen, und sagte zu mir: »So, also. Ich habe gehört, Sie haben ein paar Bücher geschrieben?« Ich erwiderte: »Eine ganze Reihe sogar.« Daraufhin fragte er in einem Ton, in dem man die siebenjährige Tochter von Freunden ermuntern würde, über ihre Flötenstunde zu berichten: »Und wovon handeln sie?«
Sie handelten von ziemlich unterschiedlichen Dingen, die sechs oder sieben Bücher, die ich bis dahin veröffentlicht hatte, aber ich erzählte zunächst nur von dem Buch, das an jenem Sommertag 2003 mein neustes war, River of Shadows: Eadweard Muybridge and the Technological Wild West, eine Abhandlung über die Vernichtung von Zeit und Raum und die Industrialisierung des Alltags.
Er fiel mir ins Wort, kaum dass ich Muybridge erwähnt hatte. »Wissen Sie, dass dieses Jahr ein ausgesprochen wichtiges Buch zu Muybridge erschienen ist?« Ich ging so in der mir zugewiesenen Rolle der Naiven auf, dass ich ohne weiteres die Möglichkeit in Betracht zog, zeitgleich mit meinem könnte noch ein anderes Buch zum selben Thema erschienen sein, das mir vollkommen entgangen war. Er war schon dabei, mir von dem wichtigen Buch zu berichten – mit dieser selbstgefälligen Miene, die ich von schwadronierenden Männern so gut kenne, den Blick auf den fernen, unscharfen Horizont der eigenen Autorität gerichtet. […]
Mr Wichtig erging sich also selbstgefällig über dieses Buch, das ich hätte kennen müssen,
als Sallie ihn unterbrach und sagte: »Das ist ihr Buch.« Oder zumindest versuchte sie, ihn zu unterbrechen. Doch er redete unbeirrt weiter. Sie musste drei oder viermal sagen: »Das ist ihr Buch«, bis es schließlich zu ihm durchdrang


Diese kraftvollen und aussagestarken Malereien teilen die einzelnen, unabhängigen Essays voneinander –
Rebecca Solnit geht auf einige der Bilder in ihren Texten ein und erklärt sie genauer.

Stärken des Buchs:

Wer sich das erste Mal mit Feminismus beschäftigt, bekommt in diesem Buch viele Informationen und Grundkenntnisse über diese Thematik. Die Essays sind lesenswert, auch wenn sie überwiegend die Zustände in den USA beschreiben und teilweise etwas überholt daherkommen.

Mit viel Offenheit und noch mehr Wut spricht die Autorin über Tabuthemen wie Gewalt gegen Frauen. Alleine in Amerika wird alle 9 Sekunden eine Frau von einem Mann geschlagen.
Dabei macht Solnit deutlich, dass ein Umdenken in der Gesellschaft zwingend notwendig ist. Wir dürfen uns nicht nur darauf konzentrieren, Frauen in der Opferrolle zu akzeptieren und ihnen Selbstverteidigungskurse und lange Kleidung zu verpassen, sondern Jungs und Männer müssen auch lernen, keine Täter zu werden.

Dass Frauen immer noch um ihre Rechte kämpfen müssen ist bitter, aber der von der Autorin aufgezeigte „lange Weg“ hat eine Richtung – und der bezieht, zum Glück, die Männer mit ein.
Solnit ist dabei keine stumpfe Männerhasserin und macht auch immer wieder deutlich, dass sie nicht verallgemeinert und dass selbstverständlich nicht jeder Mann Gewalt gegen Frauen ausübt.

Schwächen des Buchs:

Man sollte hier unbedingt beachten, dass es sich um diverse essays handelt, die keinen Bezug aufeinander nehmen. Das liest sich vermutlich gerade im Mittelteil ein wenig befremdlich.

Wenn Männer mir die Welt erklären: Der Titel verspricht mehr als er hält. Nur in einigen Passagen bezieht sich die Autorin auf den Buchtitel und wirkt dadurch sehr schnell nur oberflächlich. Ich hatte aufgrund des Titels etwas total anderes erwartet – mehr Ursachen, Hintergründe und Fakten auf Weltbasis und nicht nur in Amerika. Auch hätte ich gern die Hintergründe für dieses „mansplaining“ erklärt bekommen, habe aber nur eine lustige Anekdote am Anfang zum lesen bekommen, die leider nicht aufgeschlüsselt wurde, sondern nur Aufmerksamkeit schuf.

Manchmal empfand ich die Texte leider auch als zu männerfeindlich, zum Glück gibt es doch auch „andere“ Männer als die beschriebenen. Hier hätte Solnit eventuell etwas schlichtender Formulieren können.


Die ersten drei Dinge, die ich nach dem Lesen getan habe:

  • Mir die Malereien in dem Buch noch einmal angesehen und abfotografiert.
  • Rebecca Solnit gegooglet
  • Diesen wunderschönen Blogbeitrag erstellt

Mein Fazit zu dem Buch:

Ich habe definitiv etwas anderes erwartet. Mehr Storys anstatt die politische Weltsituation – besonders im amerikanischen Bereich. Der europäische Sektor wird fast komplett ausgelassen.

Dieses Buch eignet sich um in die Thematik „Feminismus“ reinzuschnuppern oder gar einen anderen Blickwinkel auf diverse Themen zu erlangen.


Sternchenbewertung:

★★☆☆☆

Das Buch bekommt von mir leider nur 2 von 5 Sternen. Wie schon oben angeführt, hatte ich etwas völlig anderes erwartet. Ich hoffte, dass mehr auf das „mansplaining“ eingegangen wird, Ursachen oder sogar Hintergründe erläutert werden. Leider war das nicht der Fall.


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